Was ist dein Beziehungsstatus? Studien verraten, wie wir gerade daten

Die einen haben ihr Lovelife 2020 auf Eis gelegt, die anderen komplett ins Netz verlagert. Wie steht es also um unser Dating? Die Statistiken von Dating Apps und Co haben Antworten – und Überraschungen.

Wenn es um den Beziehungsstatus geht, verlieren wir uns gerne mal in einer Art Tunnelblick. Hier spielt schnell nur noch die eigene Perspektive eine Rolle. Meint: Mehr als sonst beneiden Singles Paare eventuell um ihre Zweisamkeit, diese wiederum wünschen sich vielleicht nur einen Moment getrennt vom ewig selben Gegenüber im Lockdown. Und damit schauen wir gerade mal auf die Welt monogamer Beziehungsmodelle. Es liegt also der Verdacht in der Luft, das romantische Leben hätte sich ebenso festgefahren wie ein großer Teil unseres Alltags. Aber ist dem wirklich so?

Das wollen auch Partnerportale und die Betreiber*innen von Dating Apps wissen und haben Studien zu genau diesen Fragen in Auftrag gegeben oder ihre Mitglieder gleich selbst befragt. Die Ergebnisse zeigen: Viele Nutzer*innen sind sich uneinig darüber, wie wir gerade daten wollen. Und dabei spielt nicht nur der Infektionsschutz eine Rolle.

Foto: cottonbro/Pexels

Apps: Dating auf Distanz ist politisch

Zuerst geht es um die logistischen Fragen des Datings. Steigen wir komplett auf Online um? Bleibt es bei Spaziergängen in Parks? Ab wann kann man sich unter Rücksicht auf den Infektionsschutz näher kommen? Wer gerade Single ist, wird in den letzten Monaten ähnlich neugierige Fragen – oft von Menschen in Partnerschaften – mit nahezu krimineller Geheimhaltung beantwortet haben müssen. Eine Schwierigkeit für Erst-Dater*innen liegt schon allein darin, die eigenen Sicherheitsvorstellungen mit denen einer anderen Person zu vereinen. Bereits in diesem Moment wird Dating politisch – denn die politische Einstellung spielt eine immer größere Rolle in der Wahl des Significant Other. Laut des kürzlich veröffentlichten „Romance Reports” der App Bumble gaben besonders Menschen zwischen 18 und 29 Jahren an, auf einem Date aktiv herausfinden zu wollen, ob die politische und gesellschaftliche Einstellung des Gegenübers zur eigenen passt. „Für beinahe die Hälfte (46 %) der Deutschen, ist es ein Ausschlusskriterium für eine ernsthafte Beziehung, wenn sich der/die Partner*in gegen Gleichberechtigung ausspricht”, heißt es im Report.

Diese Ideale sprechen natürlich die Sprache größerer Entwicklungen. Jeder dritte Single zwischen 18 und 29 versuche laut Bumble, weniger Zeit mit „negativen Menschen” zu verbringen. Ob da der Social Media Vorsatz mitspielt, „toxische” Verbindungen jetzt erst recht aus dem Leben zu schneiden?

Fast die Hälfte aller von der Dating App Once befragten gibt an, weniger zu daten. Jede*r Zehnte lässt es ganz bleiben. Wenn sie doch daten, setzen Nutzer*innen der App Bumble auf die gesellschaftspolitischen Einstellung ihres Gegenübers

Weniger „negative Menschen” sehen – oder doch gar keine?

Weniger Zeit mit „negativen Menschen” könnte aber auch bedeuten, schlichtweg Zeit mit keinem Menschen zu verbringen. Ähnliches bringt der Jahresrückblick der Dating App Once ans Licht. Während logistische Fragen wie Video-Dates und virtuelle Rendezvous durch den Kopf mancher Singles spuken, steigen andere schlichtweg aus. Unter den 3.649 von Once befragten Singles aus Deutschland, Frankreich, Italien und England gaben fast die Hälfte (43%) an, deutlich weniger gedatet zu haben. Jede*r Zehnte hat es gleich ganz bleiben lassen. Die Plattform spricht hier von einer „Dating-Müdigkeit”. Anders sieht das in höheren Altersgruppen aus. So befragte die selbsternannte „psychologische Partnerbörse” Gleichklang.de zwar deutlich weniger Menschen als Bumble und Once, dafür aber Menschen mit einem Durchschnittsalter von ca. 51 Jahren. Dabei kam heraus: Immerhin 61% haben ihr Dating in den virtuellen oder telefonischen Raum verlagert.

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Bitte keine Corona-Leugner*innen

Wenn es dann aber doch darum geht, sich physisch zu treffen, konnte Gleichklang bei der Hälfte aller Befragten zwischen drei Typen des Corona-Dating unterscheiden. 38% gestalten ihr Dating-Leben mit Einschränkungen, ca. 10% lassen es bleiben und 8% tun tatsächlich so, als würde die Pandemie nicht existieren. Dann lieber doch alleine bleiben, könnte man denken. Aber das wird schwierig: Wenig überraschend zeigen die Ergebnisse von Once, dass 64% die Einsamkeit als Folge von ausbleibendem Dating fürchten. Zwar stammt dieser Wert aus Befragungen in Italien, dürfte für Deutschland aber ähnlich gelten.

Nur jede*r fünfte ist als Single glücklich – lockere Beziehungen sind aber auch nicht im Trend

Gute Nachrichten in Sicht: Wir wollen neue Menschen kennenlernen

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Trotz Dating-Müdigkeit hätten 94% der Nutzer*innen große Lust, wieder neue Menschen kennenzulernen, sagt Once. Und da gehen auch die Nutzer*innen von Bumble mit. Zwar ist leider nur jede*r fünfte (18 %) Deutsche zwischen 18 und 39 Jahren auch als Single glücklich. 44% gaben dafür aber  zum Beispiel an, dass ihnen das eigene Körperbild inzwischen weniger wichtig sei. 65 % streben außerdem nach einer wertvolle Verbindung und sehnen sich nach langer Partnerschaft oder sogar einer Ehe. Dafür legen sie sich ins Zeug: Ca. 50% setzen auf passende Chemie und versuchen beim ersten Date, so viele Informationen wie möglich über potentielle Partner*innen zu erfahren. Deep Talks bis in die Nacht zahlen sich also aus.

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Beziehungsstatus abhängig vom Sternzeichen?

Und am Ende gehört auch immer ein wenig kosmisches Glück dazu. Jedenfalls, wenn es nach der Website Psychicworld.com geht. Dieser zufolge hängt ein beachtlicher Teil des Dating-Erfolgs nämlich gar nicht mal von Gemeinsamkeiten, sondern vom Sternzeichen ab. Dazu führte das Team ein Experiment auf einer weiteren Dating App durch: Tinder. Alle 300 Swipes wechselte ein eigens erschaffenes Probe-Profil das in der Bio angegebene Sternzeichen. Anhand der Match-Anzahl wolle das Team dann ableiten können, welches Tierkreiszeichen als „most dateable” gitl. Inwiefern dabei Eingrenzungen zu Alter, Gender, sexueller Orientierung oder Radius gemacht wurden, gibt die Webseite nicht bekannt. An dieser Stelle dürfen sich aber alle Fische freuen: Mit 223 Matches seid ihr der Sieger im Experiment, Krebs und Waage landen auf den folgenden Plätzen. Am stärksten müssen jetzt die Schützen sein –  hier war „nur” die Hälfte aller Likes ein Match. Natürlich sind solche Experimente mit Ironie zu verstehen. Bevor ihr den Beziehungsstatus also auf „Es ist kompliziert” setzt, platziert ihn doch lieber dort, wo schon die meisten „Dating-Regeln” liegen: Auf der leichten Schulter. Mit ihr trifft es sich häufig noch am besten.

Zu den in diesem Beitrag zitierten Umfragen:

Ein Teil der Ergebnisse von Bumble stammen aus einer deutschlandweiten Umfrage, die von Bumble bei Civey in Auftrag gegeben wurde. Sie umfasst 2.500 Teilnehmer*innen im Zeitraum von Dezember 2020 bis Januar 2021. Weitere Daten stammen aus einer zweiten Umfrage, für die Bumble ebenfalls Civey in Auftrag beauftragte. Diese umfasst 2.000 Singles, die im Dezember 2020 und Januar 2021 in Deutschland an der Befragung teilgenommen haben. Zusätzlich wertete die App eine interne, weltweite Statistik von über 8.155 aktiven Bumble Nutzer*innen im November 2020 aus. ​

Die Slow-Dating-App Once hat im November 2020 insgesamt 3.649 Singles aus Deutschland, Frankreich, Italien und England zu ihrem Dating-Verhalten befragt.

Gleichklang.de befragte zur Partnersuche im zweiten Lockdown 425 partnersuchende Mitglieder im Alter von 19 bis 79 (Durchschnittsalter: 51,81 Jahre), unter ihnen 240 Frauen, 179 Männer und 6 nicht-binäre Personen.

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