Zum Weltmenstruationstag: Statt die Periode weiter zu stigmatisieren, betrachten menstruierende Menschen das Thema in diesen Beiträgen so, wie es ist: Normal.
Es gibt ein Projekt, das bekam vor mehr als einem Jahr so viel Aufmerksamkeit, wie sie sich die Hersteller*innen von Mode und Müllbeuteln gleichermaßen wünschen: Selten gab es zu einem Wegwerf-Artikel oder einem „Accessoire” mehr so ein klares Feedback wie zum „Menstruationshandschuh”. Nur, dass das wenig positiv ausfiel. Weil aber negative Presse auch Aufmerksamkeit ist, soll das konkrete Produkt an dieser Stelle mal unerwähnt bleiben (sein Name ist ohnehin recht klischeebehaftet). Nur so viel: Erfunden haben den Handschuh eben zwei als cis gelesene Männer. Ihr „Ziel“: Die Entsorgung von Periodenartikeln „hygienischer” und „diskreter” gestalten. Übersetzt in Patriarchaten-Deutsch heißt das ungefähr so viel wie „unsichtbar machen”, denn: Die Idee war entstanden, weil sich die Herren über einen blutigen Tampon im hauseigenen WG-Mülleimer „verwundert” zeigten. Für das Produkt zur Beseitigung solcher Verwunderung sprangen schließlich in der RTL-Sendung „Die Höhle der Löwen”, wo der Handschuh die große Bühne fand, 30.000€ Kapital. Investor war, natürlich, ein weiterer cis Mann.
Weg mit unnötigen Produkten, weg mit den Tabus
Dass das alles gehöriger Bullshit ist, hatte das Internet schnell erkannt. Mit ihrer Wut ging die Online-Öffentlichkeit kreativ um: Neben ernster Kritik an der Tabuisierung von Menstruation und mangelnden Nachhaltigkeit des Handschuhs folgten alternative Produktvorschläge. Darunter wäre zum Beispiel ein Handschuh zum „Kondom abziehen” für Männer oder Tätigkeiten, für die so ein Menstruationshandschuh noch geeignet sei (Hundekot aufheben, Klo putzen, etc.). Andere Comics illustrierten die Doppelmoral von (cis) Männern, die beim Splatter-Film freudig einschalten, vom Blut im heimischen Mülleimer aber in die Flucht geschlagen werden. Letzteres muss in keinem Fall sein. Denn wenn man über die Periode spricht, dann bitte nach wie vor so, wie es Menstruierende seit Jahrzehnten fordern: Nicht pink, nicht rosig, nicht diskret, nicht dreckig, sondern normal. Wie in diesen sechs Beiträgen.
Disclaimer: In einzelnen Beiträgen wird von Menstruation im Kontext von (cis) Frauen gesprochen. Nicht alle Menschen, die menstruieren, sind aber cis Frauen.
Von Free Bleeding und der Ode an die Periode: 6 wichtige Menstruationsthemen, über die wir sprechen sollten
„Ich nehme mir Periodenurlaub!“: Das fordert Ninia LaGrande für die Menstruation 2020
Ja, die Periode ist normal, aber dafür einen Tag Urlaub nehmen? In Deutschland nach wie vor Wunschdenken. Wäre aber ein kleiner Meilenstein, findet Autorin Ninia LaGrande. Schon 2020 schrieb sie für uns ihre Ziele in Sachen Menstruation auf – ein Handschuh war darunter nicht zu finden. Im Gegenteil: Essentielle Punkte wie nachhaltige Produktvielfalt, mehr Aufmerksamkeit für die Geschlechtsidentitäten von Menstruierenden oder Krankheitsbilder wie Endometriose bleiben auch ein Jahr später Forderungen im Perioden-Diskurs, die es zu erfüllen gilt.
Die Evolution der Fem-Care – Meine erste Periode mit Menstruations-Panty
In diesem Text schildert unsere Autorin ihre erste Erfahrung mit einer Menstruationspanty und erklärt, warum die ihre (Bewegungs-) Freiheit nicht einschränkt.
„Ich war eine Perioden-Rebellin”: Influencerin Canel über Menstruation, Monatshygiene – und Kulturen
Warum das offene Gespräch über die Monatsblutung nicht nur Normalisierung, sondern auch Wissen fördern kann, zeigte Canel Ataman in diesem Text. Sie erklärt, wie sie sich in Sachen Menstruation von traditionellen Werten ihrer Kultur befreit hat und warum das neue Wissen für sie auch Selbstbestimmung bedeutet.
Frei zu menstruieren hat verschiedene Formen
„Es geht aber auch anders” – so könnte die Unterzeile dieser Erfahrungsberichte lauten. „Anders“ bedeutet in diesem Fall „ohne Produkte”. Gemeint ist der Prozess des Free Bleeding. Hierbei entscheiden sich Menstruierende dafür, weder Einlage, noch Tasse oder Tampon zu verwenden. Zwei Teilnehmende beschreiben hier, wie sich das freie Bluten für sie angefühlt hat.
Sich mit dem eigenen Zyklus auseinanderzusetzen, bedeutet nicht nur, darüber zu reden. Eine solche Erfahrung machte die Autorin dieses Textes, als sie für 28 Tage einen Zyklus-Coach besuchte. Was folgte, war die wortwörtlich detaillierte Untersuchung der eigenen Blutung. Wie sie die vier Phasen der Analyse erlebt hat, lest ihr hier.
Als Marie ihren Tampon entsorgen will, streckt ihr Freund die Hand aus und will ihn in den Müll werfen. Marie ist perplex. Wir empfehlen die Lektüre ihrer Erfahrung und der von vier anderen Menstruierenden also nicht nur euch, sondern auch all denen, die immer noch meinen, Grundrechte seien dazu da, um mit unnötigen Handschuhen angefasst zu werden. Over and out.
Dieser Artikel ist ursprünglich am 15. April 2021 erschienen. Es wurden seitdem Anpassungen und Aktualisierungen vorgenommen.