DateUpDate: Von persönlichen Algorithmen, Angst vor Dates und Matchportalen, die keine sind

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Auch in der Welt des (Online-) Dating entsteht gerade wieder mehr Freiraum: In diesem DateUpDate geht’s um Algorithmen aus nicht-männlicher Hand, um Angst vor Dates post-Pandemie und ein überraschendes Match.

Während bestimmte Dating-Apps immer noch ein Monopol in vielen Ländern haben, schießen gleichzeitig immer wieder neue Portale aus dem Boden. Das könnte so weitergehen: Von den ohnehin schon von Frauen gegründeten Plattformen wie Bumble mal abgesehen stehen in der Entwicklung von Dating-Apps immer mehr Modelle und Algorithmen im Fokus, die von nicht-männlich gelesenen Personen geschaffen wurden. Mit den Köpfen an den Coding-Tastaturen verändert sich so vielleicht auch ein Teil der Struktur von Matches bzw. Dates. Konkret heißt das: Es soll nicht mehr vorrangig die Optik plus Profiltext über die Kompatibilität entscheiden,  Persönlichkeitsstrukturen und Charaktereigenschaften. Oberflächliches Swipen wird abgelöst durch Storytelling, oder so.

Bye, bye, Swipe-Kultur? Diese neuen Algorithmen stehen bereit


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Der britische Guardian berichtet ausführlich über verschiedene weiblich gelesene Personen, die in ihren Teams neue Algorithmus-Konzepte auf die Beine gestellt haben. Dazu gehört erneut Once, die Slow-Dating-App, die mit dem „Love Experiment” einen Test aus 28 persönlichen Fragen zur Verfügung stellt, auf dessen Grundlage das eigene emotionale Profil ermittelt und Matches vorgeschlagen werden sollen. An anderer Stelle geht es um So Syncd, die Plattform der Schwestern Jessica und Louella Alderson. Auch diese basiert auf einem Test – dem beliebten und bekannten Myers Briggs Test, der Menschen ebenfalls eine Reihe von Persönlichkeitstypen zuordnet und hier einander zuspielen soll. Die App Snack wiederum, zu 43% ebenfalls von Frauen entwickelt, soll die Algorithmen von App-Klassikern wie Tinder mit denen von TikTok verknüpfen und so spannender für Mitglieder der Gen Z machen. Der Guardian listet noch einige weitere Modelle und Nischen-Apps auf. Sie alle aber stehen für eine Entwicklung, in der sich das klassische Matching-System von einzelnen Fotos und ein paar Standard-Fragen schneller ändern könnte, als ihr wischen könnt.

FODA – Über die Angst, wieder auf Dates zu gehen

 

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Über den Begriff „FODA” haben vor allem englischsprachige Medien schon zu Anfang des Jahres berichtet. Und auch in Deutschland kennen einige sicher das damit gemeinte Gefühl: Gemeint ist diie Angst, in lockereren Phasen der globalen Krise wieder zu Daten, die so genannte Fear of Dating Again. Geprägt haben soll den Begriff Logan Ury, Beziehungswissenschaftlerin bei der Dating-App Hinge. Die hinter der Abkürzung steckende Angst ist Teil eines allgemeinen Unbehagens, das einige Menschen gerade aus verschiedenen Gründen bei der vermeintlichen „Rückkehr” zu einem Leben vor Corona empfinden. Gründe, in sozialen Situationen nervös zu sein, kann es viele geben: Seien es gesundheitliche Sorgen, das Unwohlsein unter größeren Menschenmengen, die Nachwehen der letzten Monate in sämtlichen Lebensbereichen oder einfach „eingerostete” soziale Fähigkeiten – wieder so zu Daten wie noch 2019 fällt gerade nicht jeder*jedem leicht. Aber es gibt Hoffnung: In einem Beitrag der New York Times rät die Beziehungsexpertin Ury zu einem offenem Umgang, um mit der Unsicherheit klarzukommen – und dazu, sie gegenüber sich selbst zu normalisieren. Menschen, die Probleme mit Dating-Neuanläufen haben, könnten sich demnach fragen, was die Intention hinter ihren Dates sei – und ob vielleicht erst einmal doch der Videochat ausreicht,  um die Vibes zu testen. Außerdem riet Ury, die Unsicherheit am Anfang des Dates auszusprechen, um durch Ehrlichkeit eine Verbindung zum Gegenüber schaffen. Und wer weiß, vielleicht könnte sich dadurch das Bewusstsein für FODA so sehr erhöhen, dass sie von selbst auch wieder abbauen kann.

Dating-Report: Gibt es bald noch mehr potenzielle Partner*innen als je zuvor?


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Für die einen besteht der Kick in der Nutzung von Dating-Apps vielleicht gerade darin, dass die „Auswahl” an potenziellen Partner*innen je nach Standort nicht zu enden scheint. Für andere ist genau das vielleicht der frustrierende Part, der (Online-) Dating mehr zum redundanten Einheitsbrei macht als zur spannenden Erfahrungen. Zwischen diesen Positionen steht die Realität des letzten Jahres, in dem die Fülle an neuen Gesichtern durch radikale Reduktion auf, na ja, sich selbst ersetzt wurde. Und egal, aus welcher Perspektive ihr die potenzielle Match-Menge nun betrachtet, bald könnte noch mehr von ihr da sein. So jedenfalls klingt es im Dating-Report, den das Portal Mashable für die erste Hälfte von 2021 zusammengestellt hat. Neben offensichtlichen Entwicklungen wie einer neuen tiefgründigen Intention von Dater*innen oder doch der Rückkehr von casual Hook-ups taucht im Report auch folgender Satz auf: „Bald gibt es noch mehr Optionen – vielleicht mehr als je zuvor”. Die Autorin Anna Iovine schlussfolgert, dass trotz Einschränkungen die Nutzung von Dating-Apps in Zeiten der Pandemie angestiegen ist (zumindest in den USA). Gepaart mit der Rückkehr zu mehr Momenten, in denen wir tatsächlich auch physisch zufällig wieder auf Menschen treffen könnten, erhöhe das den Pool der potenziellen Partner*innen, so Iovine. Die Sorge, durch FODA in Zukunft Dates zu verpassen, wäre damit ja eigentlich ausgehebelt.

Mit Müll gematcht: Über ein Dating-Portal, das keines ist

 

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Eine random Entdeckung der Recherche wollten wir euch an dieser Stelle nicht vorenthalten. Neben all den Apps, die das Dating-Leben in diesem Jahr(hundert) prägen, gibt es ein weiteres Portal, das für eine ganz andere Art von Match-Making sorgt. Die Plattform „Excess Material Exchange” paart zwar genauso zwei Komponenten miteinander, wie es Tinder & Co tun, nur geht es hier bei weitem nicht um Romantik, oder gar Menschen – sondern um recycelbare Materialien. Das niederländische Start-Up von Maayke Aimee Damen und ihrem Team paart in einem Pilot-Projekt Materialien, die als Reste oder Abfälle bei Unternehmen entstehen, mit Lösungen, in denen sie recycelt werden können, wie das Weltwirtschaftsforum schreibt. Der gesamte Mechanismus erinnert dabei tatsächlich an Dating-Apps: Wie auch eine Person benötigt ein Material ein gutes Profil, eine Art digitalen Pass, um dann durch Künstliche Intelligenz mit einer passenden Verwertungsstelle gematcht zu werden. Im Anschluss könne daraus nicht nur ökologischer, sondern auch finanzieller Profit entstehen, so das World Economic Forum: Durch das Verfahren würden Materialien ihren ökologischen Fußabdruck immerhin um 60% reduzieren, ihr Wert ließe sich aber sogar um 110% steigern. „Gerade verschwenden wir viele Materialien, weil wir nicht wissen, was sie wert sind”, so Maayke Damen. Und – sad truth – irgendwie klingt auch das nach der ein oder anderen Dating-Erfahrung, oder?

Hier gibt’s ältere DateUpDates, die trotzdem aktuell bleiben: 

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