Wie sich Zeina Nassar bis zu Olympia durchboxt

Die Letzte im Bunde der BLONDE-Sportlerinnen-Reihe ist Zeina Nassar. Die Berlinerin hat erkämpft, dass Hijabs beim Boxkampf erlaubt sind. Die Frau mit der Wahnsinns-Schlagkraft passt also perfekt in Nikes Just Do It Kampagne. Ring frei für diese Heldin.

Zeina Nassar ist keine Unbekannte. Nicht im Sport. Nicht bei Instagram. Die Boxerin war die erste Frau in Deutschland, die mit Kopftuch in den Ring gestiegen ist und ist heute das deutsche Werbegesicht für den Sport-Hijab. Um klar zu machen, wie bedeutend die Geschichte der jungen Berlinerin ist, muss man aber doch weiter ausholen: Mit 13 Jahren findet Zeina den Sport, der ihr das Leben bedeuten soll. Sie beginnt zu boxen, trainiert in Kreuzberg und ihre Schnelligkeit und ihr Ehrgeiz führen schnell dazu, dass Zeina bei Wettkämpfen antreten will. Aber: Die Wettkampfbestimmungen ließen nicht zu, dass die Muslimin mit ihrem Kopftuch bei offiziellen Kämpfen antritt. Konkret hieß es in der Satzung, dass man keinen Langarm-Body unter dem Achsel-Shirt und keine Leggins unter den Shorts tragen durfte. Auch der Hals musste frei sein – ein No Go für Zeina.

Ich habe meine Ziele und werde auch alles dafür tun, um diese zu verwirklichen. Es ist relativ egal, ob das andere gut finden oder nicht. Ich bleibe mir treu, und ich mache das, weil ich mit Leidenschaft dabei bin.

Herausforderungen sind da, um sie zu überwinden

Zeina entscheidet sich nicht nur im Ring zu kämpfen, sondern auch mit ihrer Familie und mit dem deutschen Boxverband: Ihre Eltern waren nämlich geschockt, als ihnen ihre Tochter klarmachte, dass sie von nun an es im Boxen auf Wettkampfsniveau bringen will und auf ihre Unterstützung hofft. Während Zeina also Präsentationen mit Argumenten für ihre Boxkarriere im heimischen Wohnzimmer hält, wendet sich Zeinas erste Trainerin immer wieder an die Entscheidungsträger der Boxwelt, um die strengen Kleidungsvorschriften für Zeina zu ändern – und das mit Erfolg! Letztendlich ändern sie die Regeln bundesweit – und zwar für alle. Seit 2013 dürfen Frauen mit langen Ärmeln, Leggings und Kopfbedeckung boxen.

Es klingt so rückschrittlich, fast unvorstellbar, dass vor gerade einmal sechs Jahren Religionsfreiheit und Sport im Falle des Boxens in Deutschland nicht zusammenpassten. Auf internationaler Ebene sah es aber noch finsterer aus: Erst Mitte Februar diesen Jahres (!) erlaubte der Internationale Boxverband, dass Sport-Hijabs bei internationalen Wettkämpfen nun zukünftig erlaubt sind. Die 21-Jährige ist die GallionsfigurSinnbild für viele Kämpferinnen, Vorreiterin und Vorbild – nicht nur für Millionen Musliminnen.

Zeina Nassar ist ein Vorbild in Boxhandschuhen

Mittlerweile hat Zeina 83.200 Follower bei Instagram. Sie empowert also auf verschiedenen Ebenen. Im Boxring, in den sozialen Medien und in den Filmen von Nikes „Just Do it“-Kampagnen: Im neuesten „Helden“ Film  mit dem Claim „Du tust es nie nur für dich“ feiert sie zusammen mit zahlreichen Athleten und Athletinnen, die ihren Hintergrund und ihre eigene Geschichte erzählen, die Vielfalt und die Kraft des Sports.

Die Message der Kampagne und des Films ist die Message von Zeina: Sport kann Grenzen überwinden, Geschlechterrollen entstauben und Sport und Religion können zusammenpassen. „Ich werde oft auf Instagram angeschrieben – Häufig bekomme ich Nachrichten von Eltern, deren Töchter boxen wollen. Die mich nach Tipps fragen, weshalb ihre Töchter boxen sollten. Das sei doch viel zu gefährlich. Ich schreibe dann, dass Boxen viel Respekt und Disziplin erfordert. Ich wurde durchs Boxen in der Schule konzentrierter, habe durch den Sport meine Grenzen erkannt und bin geduldiger geworden“, erklärt die Sportlerin.

Zeina ist über sich hinausgewachsen. Und das kannst du auch.

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