Spätestens in Clubhouse-Diskussionen drehte das Thema Datenschutz erneut seine Runden. Dabei gibt’s bekanntlich viel mehr Datenlecks, um die wir uns Gedanken machen (sollten). Und welchen besseren Anlass gäbe es dafür als den europäischen Datenschutztag?
„Oh Gott, hast du schon ,The Social Dilemma‘ gesehen?” Die Meisten würden lügen, würden sie behaupten, diese Frage in den vergangenen Monaten nicht einmal gehört zu haben. Der Auslöser war die genannte Netflix-Doku, in der frühere Mitarbeiter*innen großer Social Media Konzerne die vermeintlich skandalösen Hintergründe der Netzwerke enthüllten. Genauer ging’s dabei um die Frage, was eigentlich mit unseren Daten passiert. Eine Frage, die sich viele ständig stellen – nur um beim nächsten Click unbedarft doch alle Cookies zu akzeptieren.
Datenschutztag: Wie wichtig ist mir der Umgang mit persönlichen Informationen?
Datenschutz wird heutzutage als ambivalent empfunden. Gibt es Skandale, steht er in den Schlagzeilen. Bis dahin schicken wir so ziemlich jede AGB ungelesen ins Nirgendwo. Daran kann vermutlich auch der heutige europäische Datenschutztag nichts ändern. Aber er kann weiterbilden. Datenschutz umfasst schließlich längst nicht nur die Informationen, die Online-Shops aus unseren Bestellungen ziehen. Was noch zum Streitthema gehört, veranschaulichen euch diese 5 Dokumentationen. Von lang bis kurz, von Socials bis Shopping ist alles dabei.
The Social Dilemma, auf Netflix
Sie kommen von Google, Facebook, Twitter, Instagram oder Pinterest. Und sie reden. Die Dokumentation „The Social Dilemma” ist im letzten Jahr der Auslöser für die ein oder andere Profil-Löschung und Social-Pause. Warum? Im Film sprechen verschiedene Mitarbeiter*innen großer Tech- und Netzwerk-Firmen darüber, wie Algorithmen funktionieren und unsere eigenen Online-Handlungen „gegen uns verwendet werden”. Dass so ziemlich jeder Klick getrackt wird, dürfte die Wenigsten überraschen. Wusstet ihr aber, dass eure Google-Ergebnisse vom Wohnort abhängen? Welcher psychologische Prozess hinter dem Like-Button steckt? Warum Social Networks mehr politische Kraft haben können, als mancher Gesetzbeschluss? Mit großen Worten und Gesten wartet schon der Trailer auf. Darunter finden sich interessante Kommentare zum Provider der Doku, Netflix. „Wenn Netflix versucht so zu tun, als wären sie nicht Teil [des Problems]“, heißt es hier. Ein Klick auf Play lohnt sich trotzdem.
Pornhub abschalten?, ZDF zoomIN
Weder ein klassisches Beispiel für die Länge einer Doku, noch für die Thematik Datenschutz ist die Mini-Sendung „Pornhub abschalten?” des ZDF-Formats „zoomIN”. Trotzdem passt der Inhalt zu einer schwerwiegenden Seite des Datenschutz: Pornos. Es geht um sexuelle Ausbeutung, illegale Inhalte, um Minderjährige. Der 18-minütige Clip vom September 2020 greift einer Enthüllungsstory der New York Times vorweg, die im Dezember 2020 erschien. Hier enthüllt ein Times-Kolumnist, wie Pornhub von Videos mit Vergewaltigungen, Kindesmissbrauch, Sex Trafficking oder weiteren Straftaten profitieren soll. Infolgedessen fegte das Unternehmen bei den Uploads ordentlich durch und reduzierte die Videos von 13 auf 4 Millionen Uploads, die nur noch von Mitgliedern, Partner-Seiten oder aus einem Programm mit Alters-Check stammen sollen. Das ZDF berichtete schon vor dem Skandal über eine Petition der NGO „Exocus Cry”, in der zwei Millionen Unterzeichnende die Abschaffung der Seite fordern. Dabei beleuchtet eine Kulturforscherin jedoch auch, warum die NGO selbst in der Kritik steht und eine Abschaffung von Plattformen wie Pornhub eventuell nicht die Lösung im Kampf gegen sexuelle Gewalt ist.
Democracy – Im Rausch der Daten, bpb Bundeszentrale für politische Bildung
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Es wäre nicht der europäische Datenschutztag, wenn wir nicht über genau diese Begriffe sprechen würden: Datenschutz in Europa. Zum Glück gibt es für solche Diskussionen den Film von David Bernet als Vorlage. „Democracy – Im Rausch der Daten” beschäftigt sich noch vor Einführung der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) mit ihrer Entwicklung. Dafür begleitet Regissuer Bernet den Europaabgeordneten und Berichterstatter des Europäischen Parlaments Jan Philipp Albrecht (Grüne) und die damalige EU-Kommissarin Viviane Reding (EVP). Wer jetzt aber trockenes Paragraphen-Bingo erwartet, liegt falsch. Das Film-Team darf zum ersten Mal auch im Hinterzimmer bei Verhandlungen zwischen Rat und Kommission drehen. Hier geht es nicht mehr nur um Datenschutz, sondern um einen Einblick in den Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union. Nach dem Film könnt ihr also auch noch darüber diskutieren.
Datenkrake Amazon und Weltmacht Amazon, ZDF
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Auch hier sprechen die Insider*innen. Dieses Mal geht es um Amazon. In „Datenkrake Amazon” (ZDF) erzählen ehemalige Mitarbeiter*innen des Online-Riesens von seiner Datenverarbeitung. Es geht darum, wie Kund*innen und die Bevölkerung angesprochen werden und sich das Netz ihrer erfassten Daten immer enger schnürt. Das Ziel: Möglichst alle Lebensbereiche einer Person erreichen. Dafür hat Amazon Teams ins Leben gerufen, die das Kaufverhalten von Kund*innen bis ins kleinste Detail analysieren, ist klar. Aber auch von gruseligen Taktiken wie „Daten-Voodoo-Puppen” ist die Rede. Natürlich spielen Dienste wie die Sprachassistentin Alexa ebenfalls eine Rolle. Und wusstet ihr, dass Amazon in Großbritannien für technische Geräte sogar mit der Polizei zusammenarbeitet? All das gibt’s in 104 Minuten, die leider ganz aktuell nicht in der ZDF-Mediathek verfügbar sind. In der Zwischenzeit gibt’s aber Ersatz: Die zweite Doku „Weltmacht Amazon” beleuchtet in gleicher Länge die globale Auswirkung und Macht von Amazon. Und dabei spielen selbstverständlich auch Daten eine Rolle.
How China Tracks Everyone, VICE
Die VICE-Gruppe ist bekannt für provokante Schlagzeilen und dabei sind auch ihre Dokus keine Ausnahme. Auch „How China Tracks Everyone“ ist natürlich überspitzt gemeint – und doch gar nicht so fern von den Fakten. Mit Tracking ist hier aber nicht nur das Verfolgen von Online-Verhalten gemeint, sondern Gesichtserkennung. Vice-Redakteurin Elle Reeve reist dafür nach China, um sich den Status Quo genau dieser Technologie anzusehen. Sicher hat sich seit der ersten Ausstrahlung der Doku vor fast drei Jahren einiges getan. Als Wegweiser dafür, was das Screening von Gesichtern für uns alle bedeuten könnte, dienen die 13 Minuten aber allemal. In der Kommentarspalte witzeln User*innen anschließend darüber, wie solche Technologien aus Serien wie „Black Mirror” Realität werden lassen oder dass die US-Sicherheitsbehörde NSA eigentlich von China überwacht wird. Und während der ein oder andere Galgenhumor vielleicht passend scheint, bleibt es wichtig, auch diese Doku zu reflektieren. Datenverarbeitung hat schließlich nichts mit anti-chinesischen Rassismen zu tun, sondern geht uns alle etwas an. Nicht nur am Datenschutztag.
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