Von Queerbaiting bis Liebesleben: 10 Geschichten, die wir nicht nur im Pride Month lesen

Bild: cottonbro/pexels
Performer*innen, die ihre Identität im Tanz ausleben und Projekte, die queeres Leben ausbeuten: Diese Geschichten sind nur ein Bruchteil der Perspektiven auf das Leben von queeren und LGBTQIA+ Menschen. Sie sind gleichzeitig aber Storys über Kunst bis Konflikt – und gehören jenseits vom Pride Month auf eure Leseliste.

Juni ist Pride Month – aber was bedeutet das mittlerweile wirklich? Für die einen sind der Monat und die damit verbundenen Events und Erinnerungen wichtige symbolische und politische Akte. Für manche sind sie nur bunte Party. Für andere ist diese Zeit wenn überhaupt ein Teilstück ihrer queeren Identität, die auch an jedem anderen Tag im Jahr präsent ist. Diese Perspektiven (und viele andere) fänden sich vermutlich auch unter den Protagonist*innen der folgenden Geschichten. Ob Performer*in, Popstar oder wissenschaftliche*r Expert*in: In diesen Beiträgen geht’s um Kunst in Verbindung mit Queerness, um Ausbeutung und Marginalisierung, aber auch um Liebe, Gemeinschaftsgefühl und Fortschritt.

Auch außerhalb des Pride Month: Von Sichtweisen auf Queerbaiting und Pinkwashing

Queerbaiting: Ist wohldurchdachte, ernst gemeinte Repräsentation denn wirklich so schwer?

Der Pride Month ist bekanntlich seit Jahren auch ein beliebter Nährboden für (kapitalistische) Projekte wie Pride-Kollektionen. Und während die nicht immer ein ausbeuterisches No-Go sind, spielen sie dennoch oft genug einem klaren Bild in die Karten: Queerbaiting. Was das bedeutet? „Queerbaiting ist eine Strategie, mit der Künstler*innen, Autor*innen, oder Regisseur*innen bewusst versuchen, ein LGBTQIA+ Publikum zu gewinnen, indem sie Charaktere, Beziehungen oder öffentliche Auftritte präsentieren, die als ,queer‘ interpretiert werden können – ohne das aber je explizit machen zu wollen”, erklärt die Wissenschaftlerin Dr. Hannah Mueller in diesem Text. Queerbaiting bleibt aber eben nicht nur ein Thema für die Unterhaltungsbranche, sondern zieht sich durch Politik bis Wirtschaft. Wie aus queerem Leben ein Verkaufsargument wurde, analysieren wir mit Hilfe von Expert*innen hier.

„Normalisierung findet im Mainstream statt“ – Tarik Tesfu im Gespräch über modischen Wandel und Massenmedien

Einer, der Queerbaiting nicht immer sofort verurteilt, ist Tarik Tesfu. Was der Moderator darüber denkt, wenn sich Marken in Regenbogenflaggen hüllen, erklärt er im ausführlichen Interview. Es geht aber noch um viel mehr: Tarik spricht über genderneutrale Mode und Massenmedien – genauer: darüber, warum Harry Styles sein Privileg sinnvoll nutzt, wenn er Kleider trägt und warum wir über uns selbst nachdenken sollten, wenn wir Klatschmedien beurteilen. Ach ja, Whitney Houston, Donald Trump und David Bowie kommen auch vor – und zwar alle in einer Antwort.

9 Geschichten: Interviews, Essays und Berichte zu queerem und LGBTQIA+ Leben

Walking On Air: Warum Tanz für queere Artists mehr als Bewegung bleibt

Um die Bedeutung von Tanz und Performance für queere Identitäten, um die Geschichte von Voguing und der Ballroom-Szene, um Aneignung und Marginalisierung innerhalb der eigenen  Community geht es in diesem Text. Vier Tänzer*innen und Performer*innen aus New York und Los Angeles erzählen hier ihre Geschichte. Sie präsentieren ihre Kunst als Voguing-Queen, als Ballettänzer auf der großen Bühne, als Drag Artist und Event-Producer und Perfomerin in Clubs. Fotografiert im Supermarkt oder dem Hotelpool nehmen sie uns dabei mit und erzählen, was Performance für sie bedeutet, welch kritisches Auge sie auf queere Popkulturmomente haben und warum die eigene kulturelle Geschichte mit der Rolle als Künstlerin verbunden ist.

Sängerin Donna Missal im Interview: „Nur weil ich mit einem Mann zusammen bin, macht mich das nicht weniger bi.“

„Wenn du bisexuell bist, bist du dann in einer Beziehung mit einem Mann auf einmal hetero?” Ignorante, aber leider immer noch präsente Fragen wie diese durfte sich Sängerin Donna Missal schon zur Genüge anhören. Darüber macht sie sich Luft und spricht im BLONDE-Interview vor ihrem Auftritt über die Komplexität ihrer Sexualität und warum sie trotzdem optimistisch bleibt: Donna erklärt, warum sie Sexualität nicht nur im Kreise ihrer eigenen Community feiern lassen möchte, sondern ihre Aufgabe auch darin sieht, sie weniger Informierten nahezubringen. Außerdem spricht sie über das Konzept von Zeit, Unabhängigkeit und warum es okay ist, falsche Entscheidungen zu treffen.

Kritik und Konversion: Wer muss aufklären?

5 Serien über Familien, die nichts mit Verwandtschaft zu tun haben

Beim Feiern von Muttertag, Feiern- und Festtagen oder einfach als genereller Support im Leben: Dass ein Familiengefühl nicht durch Blutsverwandschaft gegeben sein muss, wissen besonders queere Menschen. Symbolisch wird hierfür gerne der Begriff der „chosen Family“ verwendet, also der Familie, die man sich selbst aus Freund*innen und anderen Schlüsselpersonen zusammengestellt hat. Aber auch solch ein Prozess muss nicht immer bewusst geschehen: In diesem Beitrag sprechen wir über 5 Serien-Familien, die nichts mit Verwandtschaft zu tun haben – oder auf den ersten Blick gar nicht als „Familie” wahrgenommen werden. Falls ihr aber gerade Binge-Programm für den nächsten Feiertag braucht, lohnt sich der Klick.

Zum IDAHOBIT 2021: Wie steht’s um Konversionstherapie?

Unmittelbar vor dem Pride Month liegt in jedem Jahr der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, kurz IDAHOBIT. An diesem Tag gilt es wie jeden Tag, sich gegen queer- und LGBTQIA+ feindliche Systeme und Praktiken stark zu machen. Dazu gehört auch die sogenannte „Konversionstherapie“, die seit 2020 in Deutschland gesetzlich verboten ist. Trotzdem kann es hilfreich sein, mehr über die Praxis der Konversion zu lernen – schließlich versuchen nach wie vor Institutionen und Personen, Schlupflöcher für die vermeintliche Therapieform zu finden. Wie es aktuell trotz Verbot um Konversionstherapien steht, könnt ihr hier nachlesen.

The Future has no Gender

Gender, Identität, Sexualität – um diese Buzzwords ging es auch im Gespräch mit dem Fotografen Joseph Wolfgang Ohlert. Schon vor mehr als fünf Jahren brachte er sein Buch „Gender as a Spectrum” raus. Im BLONDE-Interview sprach er damals zum Release über Themen, die auch Jahre später noch Schlagworte sind. Was hinter seinem Buch und seiner Interpretation dieser Begriffen steckt, erklärt Joseph in vier Punkten.

Sexualisierung und sanfte Gefühle

Zwischen Kirsche, Queerness und Kritik: Schwedens Art-Star Arvida Byström

Für den manchmal subtilen, manchmal offensiven Ausdruck queerer Identität steht die Künstlerin und Ex-BLONDE-Coverstar Arviday Byström. Bei aller Mehrdeutigkeit ihrer Werke ist die Schwedin aber auch für ihre klaren Worte bekannt. In der Titelgeschichte unserer Ausgabe #46 spricht sie sich deshalb nicht nur kritisch gegen Journalist*innen aus, die nur über ihr Aussehen statt ihre Werke schreiben. Auch gegen die allgemeine Sexualisierung queerer Körper hat Arvida etwas zu sagen. Würde es bei cis männlichen Künstlern auch so viel um diese Reduzierungen gehen? „Not so much“, sagt die Künstlerin und erklärt darüber hinaus, warum sie mit normativer Hotness wenig anfangen kann.

Shuras neues Album „Forevher“ ist ein Gedicht an die queere Community – ein Talk über Liebe

Das Stereotyp, bei dem es in medialer Berichterstattung zu queerem Leben zu oft nur um (dennoch steigende und reale) Gewalterfahrungen geht, wird gerne mal kritisiert. Und auch in diesem Interview mit UK-Musikerin Shura fragen wir sie nach einem Übergriff auf zwei lesbischen Frauen, der zuvor in London passiert ist. Das ist aber nicht alles: Shura spricht auch über Fußball und darüber, warum ihr zweites Album eine Art Gedicht an die LGBTQIA+ Community war. Um Liebe geht’s auch. Denn: Cheesiness muss, darf und kann schließlich auch immer stattfinden.

Das offene Spektrum ist die Zukunft

Proud: Diese 5 New Yorker*innen leben ihr eigenes Spektrum

Wenn es darum geht, sich von binären Geschlechter-Systemen zu entfernen, macht die Welt leider nach wie vor immer wieder Rückschritte. Und trotzdem bröckeln die zweigeteilten Grenzen. In New York City taten sie das schon 2016, als dort immerhin 31 Geschlechter offiziell anerkannt werden. Zwei Jahre später sprechen wir mit New Yorker*innen, die mehr als Teil solcher Zahlen sind. Vom Drag Kid bis zur androgynen Person: Get to know 5 Menschen, die ihr eigenes Spektrum leben.

Anmerkung: In diesem Text wird sowohl von „queer” als auch „LGBTQ+” gesprochen. Für viele Mitglieder einer jeweiligen Community sind diese Begriffe jedoch nicht gleich. Während Begriffe wie „LGBTQ+”  mehr auf geschlechtliche Identitäten und Sexualitäten ansprechen und diese aufzählen, identifizieren sich mit „queer” jedoch auch Menschen, die sich keiner der aufgezählten Geschlechtsidentitäten oder Sexualitäten zugehörig fühlen und dementsprechende Bezeichnungen ablehnen. „Queer” hat außerdem eine weitere politische und historische Bedeutung, die über die Kontexte von Sexualität und Geschlechtsidentitäten hinausgeht und weitere strukturelle Diskriminierung, auch innerhalb von marginalisierten Gruppen, in den Blick nimmt. Außerdem spielt die heutige Verwendung auf den nun Selbstzeichnung verwendeten, ursprünglich als Schimpfwort gegen mehrfachdiskriminierte Menschen eingesetzten Begriffs an. Eine ausführliche Erklärung zu den Unterschieden findet ihr zum Beispiel im Video von @erklaermirmal.

Dieser Beitrag ist ursprünglich am 01. Juni 2021 erschienen. 

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